Parallelwelten - Zuspiel aus der Provinz

Eine Kolumne von Harald Saiko / *1967


- Staatl. befugter und mit Spielerpaß beeideter Fussballer von 1982-1988 bei Post SV Graz, seither: Absolvierung von ca. 240 Pflichtspielen der Steirischen U-18-Meisterschaft sowie der U20- und Kampfmannschaft in der Gebietsliga Graz-Südwest
- Weiters Wettbewerbserfolge bei den wichtigsten regionalen Hallen- und Kleinfeldturnieren in wechselnden Formationen wie zB: Gewinn des internationalen FSK-Ries-Turniers, Gewinn des internationalen Hallenturnieres Hausmannstätten, 3. Platz USI-Graz-Turnier, Gewinn des Bad Gleichenberger Freibadturnieres, Gewinn des Kaindorfer Kleinfeldturnieres (u.a. gegen NK Maribor, GAK- und Sturmauswahlen, Flavia Solva u.v.a.)


Liebe Fußballfreunde (und -feinde),

endlich ist es soweit. Sie „halten“ die 0-Nummer der Contur in „Händen“ und erhalten daher auch das erste Zuspiel aus der Provinz, mit dem ich aus dieser und anderen Parallelwelten berichten werde. Wahrscheinlich weil die Mannschaftssportart des Fußballspiels in seiner europäischen Form zum Jahrtausendwechsel auch im alpinen Österreich als Diskursgegenstand salonfähig wurde, erhielt ich die Gelegenheit zur Analyse in diesem intellektuellen Forum. Ich weiß jetzt zwar nicht ob mich das amüsiert oder wehmütig macht, aber dazu später einmal..., jedenfalls danke ich den InitiatorInnen dieser Plattform für die Öffnung des Spektrums auch in jene Richtung(en). So kann ich öffentlich untersuchen, ob das Auftauchen von „Kontext“ als wichtiges Einbettungsphänomen der gesellschaftlichen Praktiken der 90er Jahre nicht beim Fußballeuropameisterschaftssieg der Holländer 1988 konstatiert werden kann, bevor die zeitgenössische Kunst sich dieses Begriffes bemächtigte und schließlich auch die Architektur über den Tellerrand blickte. Und warum in unseren architektonischen Bundes- und Regionalligen die Beschleunigung von Entwurfsentscheidung und Ausführung meist als Veroberflächlichung oder zumindest als Belastung bei der Qualitätsproduktion gebrandmarkt wird, werde ich mir auch erlauben zu fragen, wenn sich die Geschwindigkeiten in der ballestrischen Champions League kongruent zu immer komplexeren räumlichen Entwurfsprozessen erhöhen lassen. Was klar wird: Nicht die Phänomene rund um die Konstruktionen sind von Interesse, die Generierung von Entwurf und Konstruktionen im Rahmen von Zeit und Raum selbst ist der Topos der Fußballarchitektur. In diesem Sinne werde ich mich nicht mit Johann Skocek messen, der Standard soll uns ja möglichst lange erhalten bleiben. Na ja, zumindest eine Erscheinung kann ich Ihnen auch in Zukunft nicht ersparen, auch meinen geschätzten Grünen Freunden (des SCR in diesem Falle!) nicht: Die Parallelwelt jenes Klubs, die 1909 im Gasthaus Schafzahl in der Neuholdaugasse ihren Anfang nahm! Für Nicht-Grazer angemerkt liegt diese Welt rund um den Schönaugürtel, wo Zinskasernen und Gemeindebauten des roten Graz stehen, und im Augarten, auf dessen „Wiesn“ schon immer gekickt wurde, heutzutage von farbigen Kolporteuren samt angestammten Jakominibewohnern. Diesem urbanen proletarischen Soziotop, wo man das Stollwerck um 10 Groschen ausschliesslich beim Konsum bekam und das Volkshaus der Kommunisten in der Lagergasse noch immer (m)einen Kinderhort beherbergt, verdanke nicht nur ich meine Prägungsjahre - sondern auch der SK Sturm.


Artikel 12/2001 auf Einladung für die 0-Nummer von www.contur.at – einem geplanten Internetmagazin für Architektur und ihr artverwandtes, kulturelles Umfeld. Anm.: Das Magazin ist bisher leider noch nicht erschienen, sodass auch die Kolumnenabfolge auf Eis gelegt wurde.

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