Das Projektgebiet zeichnet sich als nord-süd streichender Mittelgebirgszug mit hoher landschaftlicher und naturräumlicher Qualität aus. Dieser dicht bewaldete, weitgehend unzerschnittene Höhenrücken vom Jungfernsprung bis zum Buchkogel mit vorgelagerten Trockenwiesen ist zum einen als Lebensraum für Tiere und Pflanzen und wertvoller Biokorridor, zum anderen als Bestandteil des Grazer Grüngürtels für die Naherholung und den Lufthaushalt von großer Bedeutung. Durch die erschwerte Zugänglichkeit Infolge zunehmender Zersiedelung am Hangfuß bzw. durch die Steilheit der Bergflanken sind die Nutzungsmöglichkeiten für die GrazerInnen jedoch stark eingeschränkt. Die Situation am Plabutsch ist gekennzeichnet durch die zentrale Lage im Einzugsgebiet von Graz und Umlandgemeinden, dem Plabutsch als Naturraum und Klimafaktor, als Wald und Jagdgebiet, als Sport-, Freizeit- und Erholungsraum und durch mangelhafte bzw. gefährdete Zugänglichkeit.
Ausgangssituation
Die seit einigen Jahren zeitweise intensiv und sehr kontroversiell geführte öffentliche Diskussion über die Nutzung des Plabutsch als attraktiven Naherholungsraum fand im Winter 2000/01 ihren Höhepunkt. Dabei standen sich Akteure aus sehr unterschiedlichen Arbeitsbereichen gegenüber, die jeweils eigene Projekte entwickelten und dieses zudem in verschiedenen Geschwindigkeiten. So war in der Presse bereits von ersten Überlegungen für eine Schi-Weltcuppiste zu lesen, bevor etwa geschützte Naturbereiche definiert werden konnten.
In dieser Situation wurde aufbauend auf Forderungen des Naturschutzbeirates im Rahmen des kommunikationsorientierten Stadtentwicklungsprozesses Graz-West am 1. März 2001 der sogenannte Plabutschgipfel vorbereitet, auf dem in einer moderierten Besprechung neben der fast vollständig erschienenen Stadtregierung alle wesentlichen Akteure zusammenkamen. Als Ergebnis der konstruktiven Tagung wurde von Bürgermeister Alfred Stingl die Einrichtung zweier Arbeitskreise angeregt, die in der Folge regelmäßig und meist gemeinsam tagten. In einem Prozess über ein halbes Jahr wurden die bereits bestehenden Projektideen zusammengetragen, bewertet und miteinander abgestimmt. Jeweils nach drei Monaten wurde die aus Vertretern der Bezirke und der Umlandgemeinden bestehende Austauschgruppe hinzugezogen, um zu überprüfen, ob der eingeschlagene Weg noch den politischen Vorgaben entspricht. So konnten letztlich die tragenden Eckpunkte außer Streit gestellt und Konfliktpotentiale minimiert werden. Es wurde ein Konzept erarbeitet, das den rechtlichen Rahmen absteckte, grundsätzliche Umsetzungsschritte aufzeigte und, nach erfolgter politischer Entscheidung, die Basis für konkrete Projektaufträge darstellte. Der fach- und ämterübergreifende Charakter fast aller Projekte erforderte eine gemeinsame Projektentwicklung und -umsetzung. Dabei lag es nicht allein am guten Willen. Alle Beteiligten mussten ihre Kräfte zum passenden Zeitpunkt auf die gleichen Projekte konzentrieren, ihre Prioritäten ähnlich setzen. Dies alles bedarfte einer effizienten und dennoch zurückhaltenden Moderation, die die Kräfte aller Beteiligten ordnete und alle auf das gleiche Ziel verpflichtete. Nur so konnte es zu einer raschen Umsetzung kommen. Nur so konnte vermieden werden, dass nach der Einigung auf ein gemeinsames Konzept wieder jeder in bester Absicht aber in eigene Richtung arbeitete. Das betraf nicht allein die Ämter, sondern ebenso beteiligte Organisationen und Fachleute. Außerdem mussten BürgerInnen wie AnrainerInnen und LiegenschaftseigentümerInnen in die Umsetzung von Projekten eingebunden und von deren Nutzen überzeugt werden. Sonst wäre vielfach eine Realisierung gar nicht möglich gewesen. Nur so, also gemeinsam und abgestimmt, konnten Projekte entstehen, die das gesetzte Ziel auch wirklich erreichten und dabei allen Beteiligten einen erkennbaren Nutzen brachte. Das Ziel ist ein Miteinander von Mensch und Natur. Zum einen soll der Plabutsch für Erholungssuchende aus Stadt und Umland besser erreichbar werden, zum anderen muss der Schutz von ökologischen Vorrangflächen und Waldflächen gewährleistet sein. In der Konzeption zur Attraktivierung des Plabutsch wurden die übergeordneten Ziele von Naturschutz, Wald- u. Kulturlandschaft, Sport, Freizeit, Erholung, regionaler und kommunaler Ansatz im Rahmen des Stadtteilentwicklungsprojektes Graz-West, Abgleich unterschiedlichster Interessen, Aufzeigen von Konfliktpotentialen, Einigung auf ein Leitvorhaben, Erstellung eines finanziellen und zeitlichen Dispositions-Layouts und die Einleitung der Umsetzung durch Startprojekte fest verankert.
Vorgehensweise und Ablauf
Die Ausarbeitung von Konzepten zur Attraktivierung des Plabutsch sollte ursprünglich durch zwei Projektgruppen für die Themenschwerpunkte "Natur-Erlebnis-Park" bzw. "Aufstiegshilfe" oder "Verkehrskonzept" erfolgen, welche bereits im Zuge des ersten Arbeitstreffen einvernehmlich zu einer Projektgruppe zusammengefasst wurden. Konzeption, Organisation und Abstimmung zwischen den beteiligten Projektgruppen oblag unter Anwendung der Prinzipien des kommunikationsorientierten Entwicklungsprozesses der bestehenden Stadtentwicklungsinitiative Graz-West. Insgesamt wurden 7 Projektgruppentreffen abgehalten. Zur Abstimmung der Zwischenergebnisse mit sonstigen Interessenträgern und zum Informationsaustausch wurden 3 Treffen im Rahmen einer "Austauschgruppe" mit Bezirksräten, Alpinen Vereinen, Vertretern der Umlandgemeinden, Kinderbüro der Stadt Graz sowie dem Obmann des Naturparks "Südsteirisches Weinland" organisiert.
Potential
Die zentrale Lage zwischen dem Grazer Stadtgebiet und dem Sport- und Erholungszentrum Thal / Thaler See sind hervorragende Voraussetzungen für die Attraktivierung des Plabutsch zu einem schonend und nachhaltig genutzten Naherholungsgebiet. Entwicklungspotentiale wie Grünraum als Bindeglied zwischen Stadt und Nachbargemeinden, ein Zentrum der ökologischen Vielfalt (Biodiversität), große Wald- und Kulturlandschaftsflächen für Nutzung und Erholung und die Nutzbarkeit für Sport und Freizeit lassen sich im Plabutsch erkennen.
Leitprojekt Natur-Erlebnis-Park Plabutsch
Aus der Zusammenführung der Ausgangssituation und des Entwicklungspotentials am Plabutsch wurde in der Projektgruppe ein Natur-Erlebnis-Park Plabutsch als Leitprojekt avisiert. Das Ziel ist die Integration von Kultur- und Naturlandschaftsschutz, Erholung, Sport, Waldnutzung, Jagd, Freizeit, Bildung und Erlebnis in ein Gesamtkonzept von Stadt Graz und Umlandgemeinden. Für die Umsetzung waren neben Planung und Errichtung auch Öffentlichkeitsarbeit und Einbeziehung der Anrainer zu berücksichtigen. Für das Leitprojekt wurde ein Startpaket zusammengestellt, dass den ersten Schritt hin zu einer permanenten Entwicklung des Natur-Erlebnis-Parks darstellt. Diese Startpaket umfasste die Projektkoordination durch eine(n) Gesamtverantwortliche(n), die aktive Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit, die Erstellung eines Gesamtkonzeptes für Wanderwege, die Fixierung und der Beginn der Errichtung einer Mountainbikestrecke, die Einrichtung einer beispielhaften Picknickwiese, die Errichtung eines Stützpunktes Natur-Erlebnis-Park, die Einrichtung und Erhaltung von Kinderschiwiesen und Rodelhügeln sowie die Sanierung oder Neuerrichtung von 2 Aussichtswarten. Diese Projekte waren als vergleichsweise rasch und günstig umzusetzende 1. Etappe zu verstehen, um gleichzeitig sämtliche Interessensgruppen anzusprechen und den Plabutsch im Sommer und im Winter zu attraktivieren. Dazu bedarfte es aber der gemeinsamen Umsetzung der angeführten Einzelprojekte.
Neben dem Startpaket und der Errichtung erster Attraktionspunkte bedarfte es jedoch auch permanenter Maßnahmen wie Management und Betreuung des Natur-Erlebnis-Park Plabutsch, die Ergänzung und Pflege von Rast- und Picknickplätzen an Wanderwegen, den aktiven Naturschutz und die Landschaftspflege, die Waldpflege und –nutzung, das Freihalten von Sichtbeziehungen im Naturaum, die Betreuung der Mountainbikestrecke und des Stützpunktes Natur-Erlebnis-Park, die Pflege der Kinderschiwiesen, Rodelhügel und Aussichtswarten sowie den Ankauf von Wald- und Grünflächen durch die Stadt Graz. Diese Maßnahmen ergeben sich zum einen aus der Betreuung und Wartung der Projekte aus dem "Startpaket" in den Folgejahren, zum anderen aus längerfristig ausgelegten Projekten zur Erhaltung und Sicherung des Plabutsch als Natur- und Erholungsraum. Ebenfalls waren auch Sonderprojekte wie die Verbesserung der Zugänglichkeit und Anbindung, eine Sommerrodelbahn, eine Aufstiegshilfe, eine Skipiste und weitere Projekte in die Überlegungen zur weiteren Etablierung des Natur-Erlebnis-Parks aufzunehmen. Unter Sonderprojekten sind jene Maßnahmen zusammengefaßt, für deren Umsetzung umfangreichere Studien zu erstellen sind bzw. bestehende Studien an geänderte Rahmenbedingungen anzugleichen sind. Die Initiative zu diesen Sonderprojekten liegt im Aufgabenbereich des jeweiligen Interessenträgers bzw. Betreibers. Im Sinne des Leitprojektes Natur-Erlebnis-Park Plabutsch und in Anknüpfung an den bisherigen einvernehmlichen Projektablauf sollte bei Umsetzungsbestrebungen von Sonderprojekten der Konsens mit den übrigen Projektgruppenteilnehmern angestrebt werden und ist eine Realisierung sicher nur in dieser Abfolge erzielbar.
Erfolge
Die ersten Maßnahmen des Startpakets wurden umgesetzt und mit dem Start-Up im Oktober 2003 eingeweiht. Die Ergebnisse des Projektes sind einerseits physische Errungenschaften wie die Sichtbarmachung von Kulturdenkmälern, Picknick-Wiesen, Rodel- und Kinderschiwiesen mit kleinem Lift, eine Renaissance der Kernstock- und Rudolfswarte, Anlegung und Beschilderung von neuen und bestehenden Wander- und Mountainbikestrecken sowie die Beleuchtung der Buchkogelwarte, anderseits auch das sich Bewusst sein der Stadt Graz und der Umlandgemeinden, dass durch die Kooperation von benachbarten Gemeinden ein Projekt über die administrativen Grenzen hinaus eine bespielhafte Vorbildwirkung für folgende, "grenzüberschreitende" Projekte und Entwicklungen darstellt.